Rosa Luxemburg,
starke Frau mit viel Gefühl
(Sozialistin und Revolutionärin)
geb. 5.März 1871, Tag der Ermordung 15.1. 1919
„.... und mit jeder kleinen Fliege, die man achtlos zerdrückt, geht jedes mal die ganze Welt ein Stück mit unter ....“
....diese Aussage stammt nicht etwa von einem Menschen, der weltfremd , verweichlicht oder abgehoben war....sie kam von einer Frau , die eine der schlimmsten Zeiten des 20 Jahrhunderts erleben musste. Die mehrmals inhaftiert und misshandelt und Zeugin sein musste, von Hinrichtungen.
Trotz all dieser grausamen Realitäten des Lebens, die ihr widerfuhren , hat sie diese Empathie, eine hohe Achtung und eine tiefe Liebe zu allem was lebt, gelebt und umgesetzt.
Rosa Luxemburg war ein Mensch , der die Natur und die Tiere liebte...daraus zog sie ihre Kraft zum Leben und ihrem Kampf für Gerechtigkeit.
Sie beschrieb einmal eine Situation, wie sie die Wolken am Himmel aus ihrer Gefängniszelle beobachtet hat... Sie fütterte die Vögel auf der Fensterbank ihrer Gefängniszelle, sie sah die Wolken, die schönen Wolken, die Schönheit der Natur, die Bäume, sie hatte tiefe Freude und Glück in sich...und liess sich dies von niemanden und durch nichts nehmen nehmen...
Es ist ergreifend, wie sie alles erlebt und gefühlt hat und auch ihr politisches Wirken, ihr Kampf für Gerechtigkeit des Proletariats, gegen Armut und Ausbeutung , sowie gegen Gewalt, Diktatur und Militär....möchte ich zum Anlass nehmen Ihrer zu gedenken...
....eine vielbewunderte und geschätzte linke Sozialistin, die keine Feigheit kannte und bis zuletzt mutig und kompromisslos war in ihrem Kampf für Gerechtigkeit und Frieden....
Rosa Luxemburg etwa 35 Jahre alt; Foto Wikipedia
Kurze Lebensgeschichte :
Rosa Luxemburg wurde am 5.März 1871 als Tochter des jüdischen Holzhändlers Eliasch und seiner Frau Lina Luksenburg , in Zamosc, damals Russland, geboren.
Das genaue Geburtsdatum ist umstritten. Rosa hatte fünf Geschwister , wovon sie die jüngste war.
Als Rosa zwei Jahre alt war, zog ihre Familie mit ihr nach Warschau. Im Alter von fünf Jahren bekam sie Gehbeschwerden, deren Ursache nie richtig geklärt werden konnten. Eine langanhaltende und schmerzhafte Behandlungstherapie blieb ohne großen sichtbaren Erfolg und zurück blieb eine Gehbehinderung, unter der sie jedoch nur anfangs litt. In späteren Jahren konnte sie die Behinderung durch ihre beeindruckende Persönlichkeit gut kompensieren.
Schon früh zeigte sich bei Rosa ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn und schon mit 16 Jahren trat sie dem Zirkel „Proletariat“ bei und betrieb illegale sozialistische Agitation unter Schülern und Studenten.
Rosa Luxemburg im Alter von etwa 45
Mit 18 Jahren verlässt sie auf einem Heuwagen ihre Heimat und , weil es ihr dort das Pflaster zu „ heiss „wird. Sie reist dann nach Zürich wo sie sich 1890 an der Universität für das Studium der Philopsophie immatrikuliert.
Dort trifft sie auch auf ihren lebenslangen Weggefährten Leo Jogiches, der die gleiche Gesinnung des Sozialismus` feurig vertritt.
Leo Jogiches , 23 jährig, lebenslanger Weggefährte von R.L . und gleichfalls Sozialist.
Auch sein Ziel gilt den Kapiatlismus, Imperialismus und Militarismus zu stürzen..
Desweiteren studiert Rosa Luxemburg Nationalökonomie und öffentliches Recht, eine wichtige Voraussetzung für ihr späteres Werk und Handeln.
1897 promoviert sie mit magna cum laude.
Im Jahr 1898 geht sie eine Scheinehe mit dem Sozialdemokraten Gustav Lübeck ein, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erwirken, auch dies ist für ihre politische Laufbahn ein unumgänglicher Schritt.
Sie zieht nach Berlin und tritt dort in die SPD ein.
Dort schliesst sie wichtige Bekannt- und Freundschaften mit namhaften politischen Parteigrößen wie Karl Kautsky, Franz Mehring, Clara Zetkin (diese Freundschaft währt sehr lang) sowie August Bebel.
Gleichzeitig muss sie den Tod ihrer Mutter in diesem Jahr, die an Magenkrebs stirbt, verarbeiten.
Mit Leo Jogiches verbindet sie eine komplizierte Partnerschaft, sowohl privat als auch politisch.
In den nächsten Jahren arbeitet sie kurzzeitig als Chefredakteurin des SPD-Parteiblattes, veröffentlicht Broschüren zum Thema Sozialreformen und nimmt an Kongress der II. Internationalen in Paris teil.
1900 stirbt ihr Vater.
Im Jahr 1903 wird ihre Scheinehe von Gustav Lübeck annulliert.
Sie beteiligt sich , gemeinsam mit ihrem Gefährten Leo Jochiges , an der Reaktivierung der polnisch sozialdemokratischen Partei ( SDPKiL) und hält mehrwöchige Redetourneen durch Polen.
Im März 1906 wird sie in Warschau erstmalig verhaftet , aufgrund von angeblicher „Gewalthetze. Sie wird auf Kaution freigelassen, und reist nach Finnland und Russland um weiter zu arbeiten.
Im gleichen Jahr wird sie erneut inhaftiert, diesmal in Jena, mit der gleichen Begründung- Volksverhetzung.
Unbeirrt beginnt sie nach der Entlassung mit einer Lehrtätigkeit an der sozialistischen Parteischule.
Sie beginnt eine Beziehung mit einem viel jüngeren Mann, Kostja Zetkin, es ist der Sohn ihrer Freundin Clara .Die Liebe dauert drei Jahre.
Im Jahr 1910 nimmt sie am internationalen Sozialistenkongress in Basel teil.
1913 erscheint ihr Werk „ Akkummulation des Kapitals. Dies bewirkt heftige Kontroversen und den Genossen.
Im Februar 1914 wird ihr erneut ein Prozeß gemacht wegen „Aufreizung zum öffentlichen Ungehorsam „ Nach einer Revision , wird sie zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Im August 1914 formieren sich die Linken der Partei zu einer innerparteilichen Opposition, dazu gehören Liebknecht, Clara Zetkin und Rosa Luxemburg.
Im September 1915 tritt sie die einjährige Haft an
Ein Jahr später nach Haftentlassung verfasst sie die Junius- Broschüre..
http://www.marxists.org/deutsch/archiv/lenin/1916/10/16-juniu.htm
Im Juli des selben Jahres , kommt sie erneut in Sicherheitshaftunterbringung in Polen, wegen „Wehrkraftszersetzung.
Trotz der zehrenden Haftbedingungen schafft sie es , unzählige Briefe, politische Texte und Gedichte zu verfassen, die bis heute bleibenden Eindruck hinterlassen.
Im April 1917 wird die Partei USPD( unabhängige Sozialdemokratische Partei), gegründet.
Sie bittet , aus gesundheitlichen Gründen, um Haftverschonung, was ihr jedoch verwehrt wird.
Im Oktober verliert sie einen langjährigen Freund, Hans Diefenbach, der an der russischen Revolutionsfront, sein Leben verliert.
Während der Haft gelingt wird sie Zeugin von Exekutionen und Folterungen.
Viele schmerzhafte Eindrücke , die an Mensch und Tieren verübt werden, bringt sie zu Papier.
Im November 1918 beginnen Aufstände, Bildungen von Räten und Gegenregierungsorgane. Rosa L. wird aus dem Gefängnis vorübergehend entlassen.
Die Situation zwischen SPD und dem Spartakusbund wird zunehmend konfliktreicher.
( Spartakusbund Vereinigung von marxistischen Linken , zur Bekämpfung von Imperialismus, Militarismus und Kapitalismus, die heutige Form der KPD )
Ende Dezember wird die KPD gegründet.
Am 15 .Januar 1919 wird Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht durch Soldaten festgenommen in Berlin.
Sie werden verschleppt, misshandelt und erschossen. Die Ermordung sollte den Eindruck eines spontanen Attentats hinterlassen.
Der Leichnam von Rosa Luxemburg wurde in einen Kanal geworfen und erst mehr als vier Monate später im Berliner Landwehrkanal gefunden.
Am 13. Juni wurde sie neben dem Grab, des mit ihr ermordeten Gesinnungsgenossen, Karl Liebknecht, auf dem Friedhof Friedrichsfelde-Berlin, beigesetzt.
Das Grab auf dem Friedhof Berlin Friedrichsfelde.
Eine Gedenktafel an ihre Ermordung wurde an der Fund-Stelle ihres Leichnams aufgestellt.
Zitate von Rosa Luxemburg :
Ich fühle mich in der ganzen Welt zu Hause, wo es Wolken und Vögel und Menschentränen gibt.
So ist das Leben und so muss man es nehmen, tapfer, unverzagt und lächelnd - trotz alledem.
Selbstkritik, rücksichtslose, grausame, bis auf den Grund der Dinge gehende Selbstkritik ist Lebensluft und Lebenslicht der proletarischen Bewegung.
Nur wer sich bewegt, spürt seine Fesseln.
Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden
Gut sein ist die Hauptsache! Einfach und schlicht gut sein, das löst und bindet alles und ist besser als Klugheit und Rechthaberei.
So ist eben das Leben seit jeher, alles gehört dazu: Leid und Trennung und Sehnsucht. Man muß es immer mit allem nehmen und alles schön und gut finden. Ich tue es wenigstens so. Nicht durch ausgeklügelte Weisheit, sondern einfach so aus meiner Natur. Ich fühle instinktiv, daß das die einzig richtige Art ist, das Leben zu nehmen, und fühle mich deshalb wirklich glücklich in jeder Lage.
Zu sagen was ist, bleibt die revolutionärste Tat.
Gedanken an einen gequälten Büffel
Brief von Rosa Luxemburg aus dem Gefängnis
an Sonia Liebknecht
Breslau, Mitte Dezember 1917
...
Ach, Sonitschka, ich habe hier einen scharfen Schmerz erlebt,
auf dem Hof, wo ich spaziere, kommen oft Wagen vom Militär,
voll bepackt mit Säcken oder alten Soldatenröcken und Hemden,
oft mit Blutflecken ...,
die werden hier abgeladen, in die Zellen verteilt, geflickt,
dann wieder aufgeladen und ans Militär abgeliefert.
Neulich kam so ein Wagen, bespannt, statt mit Pferden, mit Büffeln.
Ich sah die Tiere zum erstenmal in der Nähe.
Sie sind kräftiger und breiter gebaut als unsere Rinder,
mit flachen Köpfen und flach abgebogenen Hörnern,
die Schädel also unseren Schafen ähnlicher,
ganz schwarz mit großen sanften Augen.
Sie stammen aus Rumänien, sind Kriegstrophäen ...
die Soldaten, die den Wagen führen,
erzählen, daß es sehr mühsam war,
diese wilden Tiere zu fangen, und noch schwerer,
sie, die an die Freiheit gewöhnt waren,
zum Lastdienst zu benutzen.
Sie wurden furchtbar geprügelt,
bis daß für sie das Wort gilt "vae victis"*.
... An hundert Stück der Tiere sollen in Breslau allein sein;
dazu bekommen sie,
die an üppige rumänische Weide gewöhnt waren,
elendes und karges Futter.
Sie werden schonungslos ausgenutzt,
um alle möglichen Lastwagen zu schleppen,
und gehen dabei rasch zugrunde.
Vor einigen Tagen kam also ein Wagen mit Säcken hereingefahren,
die Last war so hoch aufgetürmt,
daß die Büffel nicht über die Schwelle bei der Toreinfahrt konnten.
Der begleitende Soldat, ein brutaler Kerl, fing an,
derart auf die Tiere
mit dem dicken Ende des Peitschenstieles loszuschlagen,
daß die Aufseherin ihn empört zur Rede stellte,
ob er denn kein Mitleid mit den Tieren hätte!
„Mit uns Menschen hat auch niemand Mitleid“,
antwortete er mit bösen Lächeln und hieb noch kräftiger ein .
.. Die Tiere zogen schließ an und kamen über den Berg,
aber eins blutete ...
Sonitschka,
die Büffelhaut ist sprichwörtlich an Dicke und Zähigkeit,
und die war zerrissen.
Die Tiere standen dann beim Abladen ganz still, erschöpft,
und eins, das, welches blutete,
schaute dabei vor sich hin
mit einem Ausdruck in dem schwarzen Gesicht
und den sanften Augen wie ein verweintes Kind.
Es war direkt der Ausdruck eines Kindes,
das hart bestraft worden ist
und nicht weiß, wofür, weshalb, nicht weiß, wie es der Qual
und der rohen Gewalt entgehen soll
... ich stand davor, und das Tier blickte mich an,
mir rannten die Tränen herunter
es waren seine Tränen,
man kann um den liebsten Bruder nicht schmerzlicher zucken,
als ich in meiner Ohnmacht um dieses stille Leid zuckte.
Wie weit, wie unerreichbar,
verloren die freien saftigen grünen Weiden Rumäniens!
Wie anders schien dort die Sonne, blies der Wind,
wie anders waren die schönen Laute der Vögel
oder das melodische Rufen der Hirten.
Und hier - diese fremde schaurige Stadt, der dumpfe Stall,
das ekelerregende muffige Heu mit faulem Stroh gemischt,
die fremden furchtbaren Menschen,
und - die Schläge, das Blut,
das aus der frischen Wunde rinnt ...
Oh, mein armer Büffel, mein armer, geliebter Bruder,
wir stehen hier beide so ohnmächtig und stumpf
und sind nur eins in Schmerz, in Ohnmacht, in Sehnsucht.....
Quellennachweis: Wikipedia | Fotos :Wikipedia
Skulptur und Text zu Rosa Luxemburg : I. Cezanne-Geradts